Vitaminreiche Erdknolle

Am 18. September 2017 feiern wir den Tag des Erdäpfels! Wir Oberösterreicher lieben unsere Erdäpfel – immerhin isst der durchschnittliche Österreicher rund 51,5 kg im Jahr.

Doch dabei stellt sich immer die Frage Erdäpfel oder Kartoffel?
Wir im Genussland Oberösterreich bezeichnen unsere tollen Knollen ganz traditionell als Erdäpfel.

Nachdem die Namensfrage geklärt wäre, räumen wir auch gleich mit einem weiteren Streitpunkt auf. Der Erdäpfel ist in Österreich kein Gemüse. Er ist ein Nachtschattengewächs und zählt dem Saatgutgesetz zufolge zu den sogenannten landwirtschaftlichen Arten.

Ursprung

Bei den Erdäpfeln handelt es sich eigentlich um Südamerikaner – im 17. Jahrhundert gelangten sie über Spanien nach Deutschland. Richtig populär wurden sie bei uns im 18. Jahrhundert und seither sind die Knollen fixer Bestandteil der heimischen Esskultur. Doch Erdäpfel landen nicht nur als Lebensmittel auf unserem Teller – sie werden auch zur Produktion von Stärke und Alkohol angebaut und kommen in heute seltenen Fällen auch noch als Futtermittel zum Einsatz.

Anbau

Zu den bekanntesten Anbauregionen Oberösterreichs zählen der Sauwald, das Eferdinger Becken und das Mühlviertel. Doch Oberösterreichs Bauern kultivierten im Jahr 2016 die tolle Knolle auf insgesamt 1.255 Hektar in allen vier Vierteln. Dabei spielt der Boden eine entscheidende Rolle und auch die Sortenvielfalt wächst und gedeiht in unserem Bundesland. Oberösterreichs Bauern vermarkten die Erdäpfel im Handel zum Großteil gemeinsam, als Erzeugergemeinschaft. Die bekanntesten sind wohl die Eferdinger Landl-Erdäpfel, die Sauwald Erdäpfel und die Mühlviertler Granitland-Erdäpfel.

Erdäpfel

Sorten

Ob groß, klein, rund, oval, länglich, weiß, gelb, rosa oder blau – der Erdäpfel ist Vielfalt in Perfektion. Weltweit soll es bis zu 5.000 verschiedener Sorten geben. Entsprechend vielfältig sind Größe, Geschmack und Erscheinungsform. Waren einzelne Sorten in einer Region besonders ertrag- und erfolgreich wurden sie dort verstärkt angebaut und somit heimisch. So sollen die Naglaner Kipfler, die sich perfekt für den Erdäpfelsalat eignen, von Napoleons Soldaten ins Mühl- und Waldviertel gekommen sein und sich dort aufgrund der optimalen Bedingungen bis heute besonders regional fühlen.

Auf der österreichischen Sortenliste sind 47 Erdäpfelsorten zugelassen – nur sehr wenige Sorten bestimmen aufgrund der Ertragssituation und der Krankheitsanfälligkeit den europäischen Markt. Viele Oberösterreichische Erdäpfelbauern setzen verstärkt auf Vielfalt und Farbe. Sie kultivieren besondere Raritäten und alte, ursprünglich heimische Sorten, die sich durch intensive und vielfältige Aromen auszeichnen.

 

Schmeck’s Lieblings-Erdäpfelsorten

  • Ditta – bekannte und festkochende: Die ovale, schön gelbe Knolle ist ein typischer Beilagenerdäpfel. Ditta ist eine robuste, mittelfrühe Sorte die auch gut lagerfähig ist.
  • Marabel – aufstrebend und vorwiegend festkochend: Marabel wird mittlerweile gerne und verstärkt angebaut. Die mittelfrühe, ertragreiche Sorte ist gut lagerfähig und fein aromatisch im Geschmack.
  • Annabelle – die Heurige: Dieser zarte Früherdäpfel ist vorwiegend festkochend und besonders zart und fein nussig im Geschmack. Wir empfehlen sie als Hauptgericht – mit einem kleinen Stück Butter und Schnittlauch.
  • Agria – rund und mehlig: Diese bekannte und beliebte Sorte zeichnet sich durch einen besonders feinen, cremigen Erdäpfelgeschmack aus. Es handelt sich um eine mittelspäte Sorte – sie ist tiefgelb und rundlich.
  • Mühlivertler Mehlige – die alte Sorte: Unter unseren Großeltern gilt sie als der Klassiker der Knödelküche. Die alte österreichische Landsorte ist besonders kräftig und cremig im Geschmack und leider nur sehr selten im Supermarkt zu finden – also auf zum regionalen Erdäpfelbauern eures Vertrauens!
  • Vitelotte – besonders schön bunt: Dieser blaue Erdäpfel wird auch Trüffelerdapfel genannt, ist eine festkochende Sorte und peppt jedes farblose Gericht so richtig auf. Das violette Fleisch verdankt dieser Erdäpfel dem natürlichen Pflanzenfarbstoff Anthocyan. Sein intensiver nussiger, leicht erdiger und feiner Geschmack erinnert manchen an Esskastanien (Maroni). Leider bringt diese wunderbare Sorte nur sehr mäßigen Ertrag und ist aufgrund ihrer Größe und Form schwierig maschinell zu ernten. Daher sind auch für diese tolle Sorte Oberösterreichs Erdäpfelbauern die richtige Adresse.

Saison

Der Erdäpfel ist eine einjährige, krautartige Pflanze, die ihre Knollen knapp unter der Erdoberfläche ausbildet. Für die Ernte gilt: So lange das Kraut noch grün ist, wachsen die Erdäpfel. Gut zwei Wochen nach dem Absterben des Krauts beginnt die Erntezeit. Die Erdäpfel sind dann, je nach Sorte, 90 bis 160 Tage gewachsen.

Saison haben die heimischen Erdäpfel von Juni bis Oktober. Sind die Erdbeeren reif, sind es auch die oberösterreichischen Heurigen (Frühkartoffel). Man startet also mit ihrem zarten, leicht nussigen Geschmack in die Saison. Die Heurigen zergehen – richtig gekocht – regelrecht auf der Zunge. Es lohnt sich auf den Beginn der heimischen Erdäpfelsaison zu warten und nicht schon im Frühjahr auf Produkte aus Marokko oder Ägypten zurückzugreifen. Auch nach dem Ende der Erntesaison gibt es heimische Erdäpfel aus dem Lager – die sogenannte Speisekartoffel.

Erdäpfelblüte

Lagerung

Zur Lagerung eignen sich mittelfrühe und späte Erdäpfelsorten die frühestens ab August geerntet werden und sich durch eine dickere Schale auszeichnen. Füllt eure Erdäpfelkeller also nicht bereits im Juni, die Früherdäpfel verfügen über eine zarte Schale und sind nur wenige Tage lagerfähig. Der Herbst ist die richtige Zeit um kostbare Lebensmittel einzulagern. Für die Lagerung brauchen Erdäpfel einen dunklen, kühlen und gut belüfteten Raum. Dort schaffen sie es zwischen vier und zehn Grad über den Winter.

Bei Lagertemperaturen um die vier Grad verlangsamt sich das physiologische Altern der Erdäpfel, sie schrumpeln nicht. Darunter beginnt in den Knollen jedoch die Spaltung der Stärke zu Glucose – zu kalt gelagerte Erdäpfel schmecken daher süß. Ab 10 Grad können die Erdäpfel zu Keimen beginnen. Der Stoffwechsel beschleunigt, die Stärke wandelt sich in Zucker und allmählich in Kohlendioxid. Wärme und Licht führen zur Bildung des Pflanzenfarbstoffs Chlorophyll. Die Erdäpfel bekommen grüne Flecken – sie bilden das für den menschlichen Körper giftige Solanin.

 

Wenn ihr also über keinen Erdäpfelkeller oder optimalen Lagerraum verfügt, haben wir folgende Tipps für euch:

  • Fehlt ein kühler Abstellraum? Dann kauft lieber kleine Mengen, die auch schnell verbraucht sind.
  • Nehmt eure Erdäpfel aus der Verpackung. In Plastikverpackungen beginnen die Erdäpfel zu schwitzen – es kommt schnell zur Feuchtigkeitsbildung und dies bedeutet Schimmelbefall. Regionale Produzenten bieten ihre Erdäpfel in dunklen, belüfteten Papiersäcken an. Optimal lagern Erdäpfel in einem Leinensack oder einer Erdäpfelkiste (Holzkiste) – diese Bedingungen müssen erfüllt sein: dunkel, kühl, und auf jeden Fall belüftet.
  • Lagert eure Erdäpfel keinesfalls neben Äpfeln, Birnen oder Zwetschken. Sie sondern das Reifegas Ethylen ab und führen zu schnellem Verderb.
Erdäpfel im Jutesack

Kochtypen

Erdäpfel werden klassisch in die Kategorien festkochend, vorwiegend festkochend und mehlig kochend eingeteilt. Dies hängt mit dem Stärkegehalt der jeweiligen Sorte zusammen.

Es gilt: Je höher der Gehalt an Stärke, desto mehliger ist der Erdäpfel. Je niedriger der Gehalt an Stärke, desto schnittfester ist er.

Bei rohen Erdäpfeln kann man auf den ersten Blick nicht feststellen, welche Kocheigenschaften sie haben. Darum auf´s Etikett achten, denn dort ist der Kochtyp angegeben.

Mehlige Erdäpfel sind immer die richtige Wahl, wenn der Erdäpfel in seine Bestandteile zerlegt werden soll, also geknetet, gestampft oder püriert wird. Gegart halten sie nur schwer ihre Form und eigenen sich somit perfekt für Oberösterreichs geliebte Knödel, Suppen, Püree, Erdäpfelkäs, Kroketten, Gnocchi und Nudelteige.

Festkochende Sorten verwendet man immer dann, wenn Haltbarkeit gefragt ist. Perfekt für Erdäpfelsalat, Rösterdäpfel und Gratin.

Dazwischen liegen vorwiegend festkochende Sorten. Sie gelten als Allrounder in der Küche und erfreuen sich im Handel somit großer Beliebtheit, denn welcher Klein-Haushalt hat schon gerne mehrere Sorten Erdäpfel in der heute nicht mehr vorhanden Speis. Ihre Schale platzt beim Kochen leicht auf. Perfekt sind die vorwiegend festkochenden Erdäpfel für Pommes, Rösti, Salzerdäpfel, Erdäpfelgulasch und den oberösterreichischen Klassiker – die Leinölerdäpfel.

Ernährung

Erdäpfel müssen vor dem Verzehr gekocht werden, da die enthaltene Stärke vom menschlichen Körper nicht verdaut werden kann. Durch das Kochen wird die Stärke aufgeschlossen und unsere Erdäpfel ein genießbarer Genuss.

Früher wurden Erdäpfel auch als “Zitronen des Nordens” bezeichnet, da sie sehr viel Vitamin-C enthalten. Auch Kalium, Magnesium sowie Vitamin B und A und stecken in ihnen. Zudem enthält ihre Schale viele Mineralstoffe. Auch das Eiweiß der Erdäpfel ist für den Körper sehr gut verwertbar. Obwohl Erdäpfel zu 78 Prozent aus Wasser bestehen gelten sie gerne als Dickmacher. Sie sind aber trotz der vielen Kohlenhydrate (16%) kalorienarm. Aufgrund fettreicher Zubereitungsweisen wie dem Frittieren hat sie dieser üble Ruf ereilt. Dabei sind sie aber als hervorragende Sattmacher ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung.

Trennlinie für Tipps

Auch mal mit Schale genießen, um an die vielen Vitamine und Mineralstoffe zu gelangen.

Küchenretter

Wiedermal die Suppe versalzen? Erdäpfel binden nicht nur Suppen und Saucen, sie binden auch das Salz aus der Suppe – und das bereits nach relativ kurzer Zeit. Dazu einfach geschälte, rohe Erdäpfel mitkochen lassen.

Dass bei den Erdäpfeln der Boden eine ganz besondere Rolle spielt, haben wir im nachfolgenden Interview mit Martin Paminger von den Sauwald Erdäpfeln erfahren. Martin hat Schmeck´s auch gleich mit einem modernen, gschmackigen Erdäpfel-Burger beglückt.

“Wie kam es zu den Sauwald Erdäpfeln?”

Die Sauwald Erdäpfel Organisation wurde 1990 aus einer „Not“ heraus gegründet. Die in dieser Region ansässige Saatgutvermehrung wurde aufgrund des Strukturwandels nach Niederösterreich verlagert und die Bauern mussten dadurch Einkommensverluste befürchten.

In dieser Situation schlossen sich ursprünglich 5 Landwirte zusammen und begannen mit der damals neuartigen Vermarktung von Marken-Qualitätserdäpfeln.

Derzeit arbeiten 11 Landwirte in einer KG zusammen, sechs davon sind die Betreiber der KG.

Team von Sauwald Erdäpfel auf einer Wiese mit Bergen im Hintergrund

“Was macht die Sauwald Erdäpfel besonders?”

Das Besondere an Sauwald Erdäpfeln ist zum einen, dass sie auf Urgestein Verwitterungsböden wachsen. Das heißt durch die Verwitterung von diesem Urgestein entsteht Kalium, welches wiederum wesentlichen Einfluss auf die innere Qualität der Erdäpfel nimmt. Und zum anderen werden keine chemischen Unkrautvernichter eingesetzt, keine Keimhemmungsmittel am Lager eingesetzt und nur Sorten, die den hohen Anforderungen unserer Kunden gerecht werden, angepflanzt.

Um herauszufinden welche Sorten unsere Kunden bevorzugen wird jedes Jahr ein Versuchsgarten angelegt, wo circa 25 verschiedene Sorten angepflanzt werden. Die Ernte dieser Fläche wird in Kleinpackungen ohne Sortenname verpackt und im Einzelhandel verteilt. Auf der Rückseite befindet sich eine Postkarte mit einem Fragebogen über den Geschmack und die Qualität der Erdäpfel. Durch eine Nummer auf der Postkarte können wir intern eine Zuordnung zu der jeweiligen Sore vornehmen und so im Folgejahr entsprechend reagieren.

Sauwald Erdäpfel werden sortiert
Sauwald Erdäpfel in einer Sortiermaschine
Sauwald Erdäpfel in Säcken

“Wie magst du deine Erdäpfel am liebsten?”

Ich esse am liebsten Erdäpfel gedämpft und anschließend mit Speck und Käse im Rohr überbacken.

Ein weiterer Geheimtipp ist sicherlich der Sauwald Burger. Ein Burger mit Putenschnitzel in Erdäpfelpanade.

 

“Was liegt dir allgemein bei deiner eigenen Ernährung am Herzen?”

Grundsätzlich esse ich alles was mir schmeckt. Ich achte jedoch darauf alles in Maßen zu genießen und mich nicht einseitig zu ernähren. Außerdem bevorzugen wir österreichische Produkte in unsere Küche.

“Welche Entwicklungen siehst du im Bereich Ernährung?
Welche Entwicklungen würdest du dir wünschen?”

Meiner Meinung nach wird der Trend nachhaltige regionale Lebensmittel zu kaufen immer größer. Der Anteil an Menschen, die nicht das billigste sondern das preisWERTeste Produkt kaufen verändert sich positiv.

FOTOS: © Sauwald Erdäpfel E. Paminger KG

Sauwald Erdäpfel

Martin Paminger, Geschäftsführer der Sauwald Erdäpfel KG auf einem Erdäpfel-Feld

Martin Paminger, Geschäftsführer

Sauwald Erdäpfel E. Paminger KG

Grübl 5, 4725 St. Aegidi
+43 7717 8000 I
Mehr über die Sauwald Erdäpfel findet ihr auf der Website: www.sauwalderdaepfel.at.

In Oberösterreich gibt es neben der Erzeugergemeinschaft (EZG) Sauwald Erdäpfel auch die EZG Eferdinger Landl-Erdäpfel und die EZG Mühlviertler Granitlanderdäpfel.

Alle Produzenten des Genusslandes Oberösterreich auf www.genussland.at.

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