Gerichte mit Geschichte

Das Jahr 1918 stellte mit der Ausrufung der Republik Österreich eine historische Zäsur dar. Kulturell als auch kulinarisch kann das neue Österreich jedoch auf ein reiches Erbe zurückblicken, welches seine Wurzeln über Jahrhunderte aus dem gesamten Habsburgerreich nährte. Jenen „Gerichten mit Geschichte“, die ursprünglich aus monarchistischer Zeit kommen und bis in die Republik bestanden bzw. auch tatsächlich erst aus den letzten 100 Jahren stammen, ist das Jahresthema der bundesweiten Zusammenarbeit aus Vertretern der Landwirtschaft, der Gastronomie und des Tourismus (Cluster Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und touristische Initiativen) gewidmet.

Auch im Genussland Oberösterreich feiert man mit den „K&K“ Schwerpunktwochen 100 Jahre Republik Österreich. Ausgewählte Gastronomiebetriebe servieren im Oktober dazu passend Gerichte mit kulinarischer Geschichte der vergangenen 100 Jahre.

In diesem Jahr treten in ganz Österreich die länder- und regionsspezifischen, kulinarischen Traditionen in den Mittelpunkt. Wenn wir auf unser Oberösterreich blicken, wird deutlich wie vielfältig unsere kulinarischen Traditionen sind und wie intensiv sie heute noch gelebt werden. So gehören Bratl und Knödl auch heutzutage noch immer zu den beliebtesten Traditionsgerichten und finden sich nach wie vor auf den Speiseplänen der Oberösterreicher wieder. Eine oberösterreichische Bloggerin beschrieb neulich in einem Interview sogar das Gefühl von „dahoam sein“ mit dem sonntäglichen Duft von Radisalat und einem Bratl.

Bratl mit Knödel im Gasthof Lüftner (Foto: Monika Löff)
Bratl mit Knödel im Gasthof Lüftner (© Monika Löff)

Vor allem die Knödelkunst entwickelte sich in unserem Bundesland seit der Jungsteinzeit und brachte vielfältige Variationen zu Tage. Und so sind die kleinen, gefüllten, herzhaften Knödel vor allem im Innviertel noch heute eine regional tief verankerte Speise und die jeweilige Großmutter gilt als die beste Knödelköchin der Welt.

Auch die Schweinezucht hatte in Oberösterreich seit jeher eine große Bedeutung, die sich in deftigen Fleischgerichten wie dem “Leberbunke” oder dem “Kotzngschroa” äußerte. In den alpinen Regionen unseres Landes wurden Sterz und Nocken gekocht und die bescheidene Küche des Mühlviertels war durch Erdäpfel und Kraut geprägt. Auch das kulinarische Erbe der vormaligen Kronländer schlug sich in den Regionalküchen der Bundesländer nieder und so wandeln wir heute noch auf den kulinarischen Spuren historischer Genießer wie Anton Bruckner, Adalbert Stifter und Franz Stelzhammer, der dem heimischen Most und dem regionalen Bier auch in der Landeshymne ein Denkmal setzte.

Man sieht also, Oberösterreich is(st) und bleibt ein kulinarisches Highlight.