Zukunft der Schweinefleisch-Produktion in OÖ

zwischen Tierwohl und Lockartikel

Warum Schweinefleisch als Schmeck`s Schwerpunktthema? Dafür gibt es mehrere Gründe.

 

Erstens: Schweinefleisch ist nach wie vor mit Abstand die meistverzehrte Fleischsorte der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, es prägt die oberösterreichische Kulinarik und klassische Küche maßgeblich.

 

Zweitens: Das Jahr 2020 hat mit den Corona-Lockdowns und dem ASP-Ausbruch in Deutschland (afrikanische Schweinepest) zu einer existenzbedrohenden Situation in der Schweinebranche geführt.

 

Drittens: seit dem Jahreswechsel können landwirtschaftliche Betriebe in Oberösterreich wieder eine Förderung für Zukunftsinvestitionen erhalten. Das ist ein guter Anlass, über die Zukunft der Schweine-Branche als Ganzes zu sprechen.

Wie geht es der Ferkelproduktion?

 

Klar ist: Oberösterreich ist mit rund 1800 starken Betrieben und einem Anteil von über 40 Prozent an der österreichischen Schweineproduktion klar die Nummer Eins in Österreich. Faktum ist aber auch, dass in den letzten Jahren viel zu geringe Investitionen getätigt wurden, um diese Position langfristig zu behaupten und die Eigenversorgung mit Schweinefleisch zu sichern.

 

Der Ferkelpreis hat sich seit dem Frühjahr nahezu halbiert und das bei gleichbleibendem oder sogar steigenden Arbeitsaufwand und Futterkosten. Bei länger anhaltendem schlechtem Preisniveau werden wieder viele Ferkelerzeuger ihre Produktion aufgeben. Heimische Qualitätsferkel als Grundlage für unser qualitativ hochwertiges AMA Gütesiegel Schwein werden immer weniger. Gerade angesichts der berechtigten Diskussion um Tiertransporte kann es nicht unsere Zukunftsvision sein, Ferkel vom Marktführer Dänemark zu importieren. Gleichzeitig will wohl niemand mehr Fleisch importieren.

 

Die Einkommensschwäche ist aber nur ein Problem unter mehreren. Unsichere Rahmenbedingungen, der hohe Anpassungsdruck an neue Haltungsbedingungen und auch die oftmals gefühlte Geringschätzung der Schweinebauern durch Teile der Gesellschaft lassen immer mehr Bäuerinnen und Bauern ans Aufhören denken. Für die Bauern ist es schwer auszuhalten, dass scheinbar große Teil der Gesellschaft die Forderungen der NGOs nach mehr Tierwohl unterstützen, im Einkauf dann aber letztlich der Preis zählt und Tierwohl-Fleischprodukte nach wie vor ein Nischendasein fristen. Das ist emotional und wirtschaftlich auf lange Sicht kein haltbarer Zustand.

Ehrlicher Umgang mit der Branche gefordert

 

Der letztes Jahr abgeschlossene Strategieprozess Zukunft Landwirtschaft 2030 macht eines klar: Die Landwirtschaft kann eine positive Entwicklung in den nächsten zehn Jahren nur im Zusammenspiel mit der Politik, den Medien und den KonsumentInnen schaffen.

 

Die Ferkelerzeuger decken sich seit Jahren nach der Strecke und erfüllen immer härter werdende Auflagen, die sich dann nicht auf den Produktpreis auswirken. Es müssen aber alle Partner ihren Teil dazu beitragen, wenn wir auch 2030 noch eine eigenständige Ferkelproduktion haben möchten.

 

Langfristig braucht es daher einen ehrlicheren Umgang mit der Branche. Die Bäuerinnen und Bauern verschließen sich einer planbaren Entwicklung hin zu höheren Tierwohlstandards keinesfalls, wie die letzten Jahre gezeigt haben. Geringere Tierzahlen pro Betrieb aufgrund des erhöhten Arbeitsaufwandes erfordern aber zwingend höhere Preise. Forderungen nach erhöhtem Tierwohl müssen sich im Konsumverhalten spiegeln. Der langfristig sinkende Fleischverbrauch steht bei entsprechendem Qualitätsbewusstsein nicht im Widerspruch zu einer flächendeckenden Landwirtschaft und vitalen Familienbetrieben.

Es ist parteiübergreifender Konsens in Österreich, dass die kleinstrukturierte Landwirtschaft mit möglichst vielen eigenständigen Familienbetrieben erhalten bleiben soll. Größere, kosteneffizientere Betriebe stehen medial und gesellschaftlich heftig in der Kritik. Nach wie vor geben die Österreicherinnen und Österreicher mit 9,7 Prozent des Haushaltseinkommens bedeutend weniger für Lebensmittel aus als im EU-Durchschnitt mit 12 Prozent.

Abschließende Frage: Wer findet den Fehler?